Für uns in Rheinland-Pfalz ist Innovation das höchste Gut. Deswegen haben wir seit September 2023 eine landeseigene Innovationsagentur. Im Interview erzählt Geschäftsführerin Sabine Mesletzky, wie die Agentur arbeitet, und erläutert, was diese mit einem Startup verbindet.

Innovationen passieren einfach so – oder? Falsch gedacht: Frische Ideen und mutige Gründungen lassen sich gezielt fördern. Genau das ist künftig die Aufgabe der Innovationsagentur Rheinland-Pfalz GmbH. Ihr Ziel: das Land noch stärker als Innovationsstandort positionieren und allen Akteuren passgenaue Unterstützung bieten. Im Gespräch erzählt Geschäftsführerin Sabine Mesletzky, was die rheinland-pfälzische Innovationslandschaft in den nächsten Monaten erwarten kann.


Frau Mesletzky, im September 2023 hat die Innovationsagentur Rheinland-Pfalz ihre Arbeit aufgenommen. Wie waren Ihre ersten Wochen als Geschäftsführerin?

Antwort

Im Grunde sind wir derzeit selbst noch ein Startup, auch wenn wir offiziell eine Landesgesellschaft sind. Wir bauen die Innovationsagentur wirklich von Beginn an auf. Das heißt, wir mussten und müssen uns genauso wie Unternehmen um Dinge wie neue Telefonnummern, E-Mail-Adressen, interne Zuständigkeiten und Compliance-Richtlinien kümmern. Gleichzeitig arbeiten wir an unserem Aufgabenportfolio und gehen intensiv in die Vernetzung. Es passiert sehr viel auf einmal und manchmal dauern Dinge länger als geplant. Wir haben ein hochmotiviertes Team, das sehr engagiert die Arbeit der Agentur vorantreibt und jeden Tag wichtige Grundsteine legt. Mir ist wichtig, dass die Innovationsagentur agil und nahbar ist und bleibt. Wir wollen zeigen, dass wir nicht in starren Strukturen arbeiten, sondern auch auf Vorschläge und Themen reagieren können. Insgesamt sehe ich es als großen Vorteil an, dass wir die Innovationsagentur von der Pike aufbauen und dadurch nachvollziehen können, wie es Gründenden in ihren ersten Monaten geht und vor welchen Herausforderungen sie stehen.

„Die Begriffe offene Türen, Möglichmacher und starke Netzwerke beschreiben die Arbeit der Innovationsagentur in meinen Augen sehr gut.“

Was werden die Hauptaufgaben der Innovationsagentur sein?

Antwort

Wir verstehen uns als Wegweiser in der Innovationslandschaft Rheinland-Pfalz. Unser Anspruch ist es, eng mit den schon bestehenden Netzwerken, Clustern und Akteuren zusammenzuarbeiten und genau hinzuhören. Mit welchen Themen beschäftigen sich die Forschungseinrichtungen, die kleinen und mittleren Unternehmen, die Startups? Wo benötigen sie bessere Unterstützung, wo können wir Kontakte herstellen? Diesen Input möchten wir auch nutzen, um die Bedürfnisse der Innovationsakteure noch stärker in die Entwicklung von Förderrichtlinien mit einfließen zu lassen. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit allen Beteiligten das schon jetzt starke Innovationsnetzwerk in Rheinland-Pfalz auszubauen und Innovationen systematisch auf die Sprünge zu helfen, anstatt sie dem Zufall zu überlassen. Dafür wollen wir auch die Akteure unterstützen, sich noch intensiver zu vernetzen und, bestenfalls gemeinsam, um die Ecke zu denken und voneinander zu profitieren. Die Begriffe offene Türen, Möglichmacher und starke Netzwerke beschreiben die Arbeit der Innovationsagentur in meinen Augen sehr gut.

Wie wird die Innovationsagentur in ihrer Rolle als Unterstützerin künftig vorgehen?

Antwort

Die rheinland-pfälzische Innovationsstrategie sieht sechs Potenzialbereiche vor. Für jeden dieser Bereiche wird es in der Innovationsagentur eine Netzwerkmanagerin oder einen Netzwerkmanager geben, die oder der mit den jeweiligen Akteuren in engem Kontakt steht. Wir tauschen uns dafür nicht nur mit der Wirtschaft und Wissenschaft aus, sondern natürlich auch mit den Verbänden und Kammern sowie den Landesministerien. Wo es möglich und gewünscht ist, werden wir auch systematisch Kooperationen vermitteln. Die Innovationsagentur soll die Schnittstelle und Übersetzerin sein zwischen der Innovationslandschaft im Forschungskontext auf der einen und innovativen Unternehmen auf der anderen Seite. Und natürlich spiegeln wir unsere Erfahrungen auch mit dem politischen Raum. Uns ist ein intensiver Austausch wichtig, daher erarbeiten wir derzeit verschiedene Formate und Angebote, um noch konkreter auf die Bedürfnisse der Innovationslandschaft eingehen zu können. Gemeinsame Messeauftritte sind ein mögliches Beispiel. Außerdem möchten wir, dass alle Beteiligten konkrete Gesichter vor Augen haben, wenn sie sich an die Innovationsagentur wenden. Deswegen sind wir schon jetzt viel unterwegs und sprechen persönlich mit den Menschen.  

Was zeichnet Rheinland-Pfalz als Innovationsstandort aus – und wo sehen Sie noch Nachbesserungsbedarf?

Antwort

Sowohl von anderen Bundesländern als auch innerhalb unserer Innovationsnetzwerke wird mir immer wieder gespiegelt, dass Rheinland-Pfalz ein Bundesland der kurzen Wege ist. Man kennt sich untereinander, und es gibt immer jemanden, der weiterhelfen oder vermitteln kann. Das gilt sowohl für Budget- und Ressourcenfragen als auch für Feedback und mögliche Kooperationen. Wir haben hier eine Machermentalität, wollen gemeinsam etwas bewegen und verschanzen uns nicht hinter Strukturen oder Befindlichkeiten. Das Engagement der Menschen und der Wille zur Zusammenarbeit sind sehr hoch, das schätze ich ungemein. In Rheinland-Pfalz könnten wir gleichzeitig noch besser darin werden, relevante Informationen transparenter zur Verfügung zu stellen. Deswegen arbeiten wir als Innovationsagentur beispielsweise an einem Fördermittel-Wegweiser, denn gerade kleine Unternehmen wissen oft nicht, welche unterschiedlichen Förderprogramme oder Finanzierungsquellen es für ihre Projekte gibt.

„Seien Sie mutig! Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt, besonders beim Thema Innovation. “

 

Welche persönlichen Tipps haben Sie für Gründungsinteressierte und Gründende, die sich an die Innovationsagentur wenden?

Antwort

Seien Sie mutig! Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt, besonders beim Thema Innovation. Natürlich kann es immer mal vorkommen, dass ein Vorhaben scheitert. Aber ohne frische Ideen und den Mut, Dinge einfach mal auszuprobieren, kann es auch keine Innovation geben. Zudem sollte man sich nicht davon einschüchtern lassen, dass man bei einer Gründung erstmal klein anfängt. Denn ohne eine dynamische Startup-Szene wären auch große Unternehmen nicht erfolgreich und innovativ. Dieses Voneinanderprofitieren werden wir fördern und unterstützen, sei es durch Netzwerke, Kontakte oder Hinweise auf Förderprogramme. Eine wichtige Anlaufstelle in diesem Kontext ist zum Beispiel das Startup Office RLP , das seit 2022 Angebote rund um die Themen Existenzgründung und Startups bündelt und eine intensive Kommunikation in die Gründerszene aufgebaut hat. Das Startup Office arbeitet in enger Abstimmung mit anderen in der Gründungslandschaft relevanten Akteuren wie den Industrie- und Handwerkskammern, welche eine umfassende Erstberatung für alle Gründerinnen und Gründer bieten, oder der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB). Am Ende wird es fast immer einen Weg geben, innovative Ideen in Rheinland-Pfalz zu verfolgen. Davon bin ich überzeugt.


Sabine Mesletzky

ist in Rheinland-Pfalz aufgewachsen und arbeitet dort seit 2014. Die gebürtige Euskirchenerin war zuletzt in der Geschäftsführung der Industrie- und Handelskammer Pfalz tätig. Seit September 2023 ist die 34-Jährige Geschäftsführerin der Innovationsagentur Rheinland-Pfalz GmbH. Sie schätzt die offenen und konstruktiven Menschen und die Ideenvielfalt in Rheinland-Pfalz.

 

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